Ich kenne keine*n Aktivist*in, Revolutionär*in oder Theoretiker*in, der*die für die heutige Bewegung relevant ist, der*die nur die Anwendung von Gewalttaktiken befürwortet und sich jeder Anwendung von Taktiken widersetzt, die man nicht als gewalttätig bezeichnen könnte. Wir sind Befürworter*innen einer „Vielfalt von Taktiken“, d.h. effektive Kombinationen aus einer ganzen Reihe von Taktiken, die zur Befreiung von allen Komponenten dieses Unterdrückungssystems führen könnten: weiße Vorherrschaft, Patriarchat, Kapitalismus und Staat. Wir glauben, dass Taktiken gewählt werden sollten, die zur jeweiligen Situation passen und nicht aus einem vorgefassten Moralkodex abgeleitet werden sollten. Wir neigen auch dazu zu glauben, dass sich die Mittel in den Zielen widerspiegeln, und würden nicht in einer Weise handeln wollen, die unweigerlich zu einer Diktatur oder einer anderen Form der Gesellschaft führen würde, die das Leben und die Freiheit nicht respektiert. Als solche können wir eher als Befürworter*innen eines revolutionären oder militanten Aktivismus denn als Befürworter*innen von Gewalt bezeichnet werden.
Aufruf zu Aktionen gegen die Nord Bothnia Bahn
1. WARUM DIESE BESTIE INS VISIER NEHMEN?
Dies ist ein Aufruf zur Aktion gegen die Nord Bothnia Line, eine Eisenbahnlinie, die gerade entlang der Küste im schwedisch besetzten Sápmi gebaut wird. Dieses Projekt ist die Fortsetzung einer mehrere hundert Jahre währenden brutalen Kolonisierung der Völker und Ländereien in Sápmi. Die Rohstoffindustrie profitiert von der gestiegenen Nachfrage nach Rohstoffen infolge des so genannten „grünen Transformation“. Deshalb betonen sie immer wieder die Bedeutung und Dringlichkeit der Bahnlinie. Dies gilt auch für den schwedischen Staat und die Europäische Union.
Die Strecke soll sowohl für Personen- als auch für Güterzüge genutzt werden. Die wahren Gründe für das Projekt werden jedoch deutlich, wenn man die Liste der Geldgeber liest, und auch wenn man die Erklärung der Projektleiterin der Nord Bothnia Line Group, Elisabeth Sinclair, liest, dass „der Personenverkehr zwischen den Küstenstädten zwar wichtig ist, die Grundlage der Nord Bothnia Line jedoch der Güterverkehr ist“. Ebenso verkündete die schwedische Transportverwaltung stolz, dass „jeden Tag Stahl im Gegenwert eines Eiffelturms von Nordschweden nach Europa verschifft wird. Mit der Nordbottnien-Linie werden wir in der Lage sein, mehr zu transportieren“. Das Signal ist also eindeutig“, wie Tomas Eneroth, der schwedische Infrastrukturminister, sagt: „Die Nordbottnia-Linie ist eine der wichtigsten Investitionen des Landes“.
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Der Konflikt in Abya Yala und seine Nähe zu „Switch Off!“
Anarchische Worte über den notwendigen Kampf für die Erde
Im Angesicht der Verwüstung: Sabotage und Krieg! So verstehen es die Gefährt:innen, die sich an der Kampagne „Switch Off! Das System der Zerstörung“[1] beteiligen, die darin besteht, „Unternehmen und Infrastrukturen anzugreifen, die die ökologische Katastrophe in der ganzen Welt aufrecht erhalten“. Auch hier, in Abya Yala (der angestammte Name für das Gebiet, das als Amerika bekannt ist), haben sich vielfältige Kämpfe zur Verteidigung der Erde entwickelt, von den prä-kolonialen Völkern, die immer noch kämpfen, bis hin zu neuen anarchischen Perspektiven, die sich zunehmend dem Kampf für die Erde zuwenden. Auch wenn wir nicht ausschließen können, dass wir die ökologische Katastrophe nicht völlig aufhalten können, gibt es konkrete Beispiele für territoriale Siege, die es geschafft haben, die Verwirklichung der extraktivistischen Projekte zu stoppen, zu vertreiben oder zumindest erheblich zurückzudrängen, wie der Widerstand und die bewaffnete Offensive verschiedener Mapuche-Organisationen in Wallmapu. Die Kämpfe in den verschiedenen Breitengraden sind nicht unabhängig voneinander und richten sich gegen dieselben Feinde. Aus diesem Grund halten wir es für angebracht, uns zu verbrüdern und die Kampagne „Switch Off!“ zu unserer eigenen zu machen, indem wir sie mit unseren eigenen territorialen Gegebenheiten ausstatten und so unsere eigenen Besonderheiten nicht übersehen.
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Schisma und Häresie im Grünen Akkumulationsregime
Unter Linken der unterschiedlichsten Strömungen existiert bis heute keinen Zweifel über die Endlichkeit des Kapitalismus. Diese Endlichkeit resultiere aus den inhärenten Widersprüchen dieses Systems. Äußern tut sich diese Gewissheit oder Hoffnung im Katastrophismus der Klimabewegung, der nach Luxemburg „Sozialismus oder Barbarei“ postuliert. Der Untergang ist nah und die Barbarei realistischer als der Sozialismus. Die etwas optimistischere Sichtweise sah im Corona-Keynsianismus das Potential für den Sozialismus und die revolutionärste Sichtweise sieht in den gekommenen Aufständen ihr neues revolutionäres Subjekt, dass bereits eine revolutionäre Phase eingeleitet hat. Historisch gesehen traten Revolutionen selten auf und noch seltener als RevolutionärInnen sie ausgerufen haben. Wir möchten gegen diesen verzweifelten Optimismus eine andere Sichtweise vorschlagen.
Zeit der Ökologie – Das neue Akkumulationsregime
oder: Warum diese Welt nicht zugrunde gehen wird
Aus der brennenden Hütte | https://inferno.noblogs.org
Kurzversion // Lange Version gibt es hier als PDF: Zeit_der_Oekologie-ADBH
Die Welt wie wir sie kennen, befindet sich im Umbruch. Viele reden von einem Rechtsruck, gar einer Faschisierung, also der Rückkehr des historischen Faschismus in neuem Gewand, andere wiederum von der finalen Krise des Kapitalismus, gar dem Untergang der menschlichen Zivilisation; wobei sich beide Deutungen gegenseitig nicht ausschließen. Wir möchten eine dritte Position behaupten. Eine Position, die davon ausgeht, dass wir weder vor der finalen Krise des Kapitalismus stehen, weder vor dem Untergang der menschlichen Zivilisation, noch, dass der historische Faschismus in neuen Kleidern zurückkehren wird, sondern im Gegenteil: Wir stehen vor der Möglichkeit eines Ökologischen Akkumulationsregimes, das die bestehende Katastrophe in einer neuen Qualität fortführen wird. Dieses wird sich quer zu oben genannten Deutungen, eben durch all das und gerade eben nicht durch all das auszeichnen: Grüner Totalitarismus, Stabilität in Instabilität und Entmenschlichung der Menschen.
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Ein entschlossener Kampf gegen die industrielle Zerstörung der Erde
Die Beherrschung der Natur
Der Mensch steht außerhalb und über der Natur, dazu ausersehen, über sie zu herrschen – diesen Blickwinkel auf die Welt lehrte uns die Bibel und das Christentum mit ihrem „mach dir die Erde Untertan“. Einen wissenschaftlichen Antlitz verschaffte dieser Ideologie die Aufklärung und ihre Wissenschaft, welche die Idee fortführte, dass der Mensch natürlicher „Besitzer und Beherrscher der Erde“ (Descartes) sei. Dieser Idee, dass die Erde dazu da sei vom Menschen unterworfen zu werden, war eine nötige Voraussetzung für die darauf folgende und sich stetig intensivierende Naturzerstörung, die Ausbeutung von Rohstoffen und Tieren, Vergiftung von Böden und Meeren, für Kriege gegen „die wilde Natur“ und „wilde Naturvölker“, für Kolonialismus und Genozide. Diese Idee, dass das höchste Ziel stets der „Fortschritt“ und der „Wachstum“ sei, hat es geschafft die Menschheitsgeschichte in einem bizarren Ausmaß zu beschleunigen, so dass es einem heutzutage schwer fällt zu verstehen, wie erheblich die Zerstörung ist, die der Mensch auf dem Planeten hinterlassen hat. Diese Idee, dass der Mensch über allem anderen Lebenden steht und die Rechtfertigung hat, alles andere Lebendige auf dem Planeten bis aufs letzte auszubeuten, hat uns an den Punkt gebracht, an dem wir heute sind: Mitten in einer Natur- und Klimakatastrophe, die das Überleben auf der Erde erschüttert, verändert und für viele unmöglich machen wird.
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Die Frage der sozialen Revolution mit der Frage der Ökologie zu verknüpfen
Sonntagnacht, elfter Dezember, irgendwo in Frankreich: Irgendwo in Frankreich? Nein, nicht irgendwo, irgendwo zwischen Paris und Fessenheim. Dort begeben sich mehrere Individuen auf einen Mast einer 400.000 Volt Hochspannungsleitung. Sie sind nicht gekommen, um die Aussicht zu bewundern, nein, sie haben ein klare Absicht: Sie wollen „die Kämpfe fortsetzen, für die unsere GefährtInnen hinter Gittern sind“, denn dies sei „die leidenschaftlichste Form der revolutionären Solidarität.“
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Die „grüne“ Farce überall und nirgendwo sonst: Auf dem Weg zur Zerstörung von Elektromobilität und Dekarbonisierungs-Lügen
Die „grüne“ Farce überall und nirgendwo sonst: Auf dem Weg zur Zerstörung von Elektromobilität und Dekarbonisierungs-Lügen
Anarchist*innen und Autonome haben nur langsam auf den grünen Kapitalismus reagiert. Anarchistische Kämpfende in Frankreich sind vielleicht die einzige Ausnahme, die systematisch Windturbinen, elektrische und andere technische Infrastrukturen in Brand setzt1. Ebenso riefen deutsche Saboteur*innen vor einigen Jahren dazu auf, den „Green Deal“ anzugreifen, indem sie die Stromkabel in Brand setzten, die die neue Berliner Tesla Gigafactory versorgten, welche darauf abzielte, die Gentrifizierung weiter zu verfestigen, die Ausbeutung von Arbeitskräften voranzutreiben, die Wasserressourcen zu erschöpfen und den weltweiten Anstieg des Abbaus sogenannter „Übergangsmaterialien“ zu fordern2. Von diesen Ausnahmen abgesehen, waren Sozialanarchist*innen größtenteils langsam, haben vielleicht sogar selbst den „grünen Köder“ geschluckt und nicht erkannt, dass die sogenannte „Ökologisierung“ der nächste Mechanismus ist, um die kapitalistische Plünderung von Land, Luft, Meer, Wasser und – ebenso schädlich – der Köpfe der Menschen nicht nur zu rechtfertigen, sondern aktiv auszuweiten. Ökologisierung, Dekarbonisierung, Elektrifizierung und sogar das Konzept des Kohlenstoffs selbst ist ein Instrument der psychologischen Kriegsführung – und ein Versuch, den ökologischen und klimatischen Kampf der Bevölkerung zu befrieden. „Die „grüne“ Farce überall und nirgendwo sonst: Auf dem Weg zur Zerstörung von Elektromobilität und Dekarbonisierungs-Lügen“ weiterlesen
Das grüne Vehikel für die KI-Offensive
Teil I und II
Kritische Textreihe zu Künstlicher Intelligenz
Wir haben etwas gebraucht, um einzusehen, dass wir das Geld für die Stromrechnung nicht zusammenbekommen. Eine eigene KI (künstliche Intelligenz) steht uns also nicht zur Verfügung und wir müssen unsere natürliche Intelligenz bemühen, um eine Reihe von Texten zum Thema KI und dessen Folgen zu schreiben, diskutieren, verwerfen und zu veröffentlichen. Wir haben vor, in lockerer Abfolge auf einzelne Aspekte näher einzugehen und die gewogene Weltöffentlichkeit damit zu belästigen. Die Texte sind fokussiert und gehen eher in die Tiefe, als in die Breite – sie mögen Widerspruch oder Begeisterung auslösen. Wir verstehen sie als Diskussionsangebote im Prozess einer Entwicklung einer gemeinsamen Analyse dieses neuen Hypes – über kritische Anmerkungen würden wir uns freuen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen.
Switch off! – the system of destruction –
Etwa 20 Personen stürmen eine Baustelle der Coastal-Gaslink-Pipeline im Westen Kanadas. Sie sind mit Äxten und Brandsätzen bewaffnet, sie bedrohen Mitarbeiter:innen, kapern schwere Baufahrzeuge, zerstören damit die Wohnbaracken der Baustelle und am Ende die Fahrzeuge selbst. Es entsteht ein Schaden in Millionenhöhe. Das war vor knapp einem Jahr. Noch immer ist unklar, wer in der Provinz British Columbia den Bau der Pipeline sabotierte. Durch die Pipeline, die quer durch das Land indigener Bevölkerung verläuft, sollte demnächst Fracking-Gas zur Westküste fließen und von dort aus weiter nach Asien verschifft werden.
Ein Aufruf…
Ob du Unis, Schulen, Bäume oder Straßen besetzt. Du dir die Nächte um die Ohren schlägst und sabotierst. Ob du streikst oder darüber schreibst.
Die Gewissheit, dass das derzeitige System den Zusammenbruch des massiv geschädigten Ökosystems zur Folge hat, hat schon unzählige Menschen bewegt und in den Widerstand getrieben. Zehntausende gehen gegen das „Weiter-so“ der kapitalistischen Maschinerie auf die Straße, Menschen widersetzen sich massenhaft den zerstörerischen Großprojekten, die Infrastruktur des Systems wird blockiert und mutige Kämpfende setzen die Maschinen in Brand mit denen ihnen die Lebensgrundlage geraubt wird. Was wir im Kampf gegen die Zerstörung der Natur und dem resultierenden sozialen Elend brauchen, ist das gemeinsame Streben nach dem tatsächlichen revolutionären Bruch und der Freiheit aller. Nach einer Initiative, die alle Kompromisse und kosmetischen Korrekturen des Staates zurückweist und eine Transformation unserer sozialen Beziehungen herbeiführt. Denn die Zerstörung des Planeten durch das neoliberale Wirtschaftssystem ist untrennbar verbunden mit patriarchalen Denkmustern, Rassismus und Kolonialismus. Die Initiative dazu muss notwendigerweise von unten kommen. Aus den Kämpfen der Ausgegrenzten, aus den Kämpfen derer, die gegen das staatliche Rettungsversprechen ein selbstorganisiertes, solidarisches Miteinander setzen, aus den Kämpfen derer, die sehen, dass es keine Kompromisse im Kampf gegen die systemische Zerstörung der Biosphäre geben kann.
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