Teslas flambiert

12. September 2023, Frankfurt am Main

Letzte Woche fand in München die IAA statt. Wieder konnten alle möglichen Konzerne ihre tollen, glänzenden Autos auf dieser sommerlichen Messe zur Schau stellen und sich in ihren klimatisierten Konferenzräumen, Limousinen und Ausstellungshallen zu ihren wirtschaftlichen Erfolgen gratulieren.

Gleichzeitig brennt es diesen Sommer wieder.Auf Rhodos. In Portugal. Auf Maui.

Gleichzeitig werden die Häuser vieler überschwemmt. In Slowenien oder in Österreich.

Die Existenzen vieler werden vernichtet. Diese tödlichen Katastrophen haben viele Ursachen. Die IAA ist eine kleine davon. Wir sagen switch off the system of destruction!

Wir haben deswegen heute Nacht einige neue Teslas in Frankfurt flambiert. Als Gruß an die Proteste in München. Als ein Angriff unter vielen auf die zerstörerische Autoindustrie.

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Postaktivistische Perspektiven

Den Klimawandel aufhalten?

Einige kritische Gedanken zu weit verbreiteten Irrtümern in Zeiten von Zerstörung und Veränderung…

In den vergangenen Wochen konnten wir wieder verhältnismäßig hohe Temperaturen erleben. So schlägt ein Hitzerekordjahr das nächste. Britische Klimaforscher haben vor kurzem ein Modell zur Errechnung des Temperaturanstieges in den Metropolen bis 2050 vorgestellt. Wien ist dabei eine der am stärksten betroffenen Städte mit einer Erwärmung von 7,6 Grad Celsius im Vergleich zum Jahr 1850, dem Jahr das mehr oder weniger als Beginn der Industriellen Revolution gehandelt wird.

Die Folgen der Klimaerwärmung sind Meereis- und Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg, Auftauen von Permfrostböden (Was noch mehr CO2 freisetzten wird), wachsende Dürrezonen und Wüstenbildung, zunehmende Wetterextreme, Artensterben, usw.

Dazu würden noch weitere soziale, politische und ökonomische Verschärfungen kommen. Wie Hungersnöte und Wasserknappheit, Tote und Kranke durch die enorme Hitze und Seuchen, Kriege um schwindende Ressourcen und nutzbare Territorien und eine globale Migrationsbewegung. Um nur einige zu nennen.

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Katastrophismus, Desasterverwaltung und nachhaltige Knechtschaft

von René Riesel, Jaime Semprun

Vorwort zur deutschen Übersetzung

Die subversive Kraft von Theorien und Hypothesen sollte daran gemessen werden, inwieweit sie eine Analyse der gesellschaftlichen Realität darstellen und ob diese in der Lage ist, Angriffspunkte zu identifizieren – Stellen, an denen man die Macht angreifen kann, um alle Verhältnisse umzuwerfen. Riesel und Semprun legen dar, wie drohende Katastrophen, hier v.a. die des ökologischen Kollaps, dazu dienen, die industrielle Gesellschaft zu erhalten und eine Reglementierung (und Moralisierung) von Oben durchzusetzen, welche die staatliche Macht ausbaut. Der Text Catastrophisme, administration du desastre et soumission durable erschien 2008, im Jahr der Finanzkrise, aber vor Fukushima und der jüngsten Klimabewegung. Und dennoch, oder gerade deshalb, ist dieser Text aktuell, da sich alle (staatlichen) Maßnahmen zur Bewältigung der drohenden Katastrophen immer stärker als Befehle offenbaren. Es ist eine Kritik an den staatlichen und aktivistischen Verwaltern der ökologischen Katastrophe, die einen (moralischen) Massenkonformismus propagieren. Es ist aber auch ein Text – und daher entstammt auch eine große Motivation diesen Text auf Deutsch zu übersetzten -, der sich in der Zeit von Covid-19, den staatlichen Maßnahmen zur Einschränkung von Viren, dem Konkretisieren eines Green New Deal (ein Begriff der 2007 das erste mal verwendet wurde) und anderen autoritären Methoden des Ausnahmezustands äußerst interessant liest.

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Desert

Vorwärts!

  • Tief in unseren Herzen wissen wir alle, dass die Welt nicht ›gerettet‹ werden wird

  • Aktive Desillusionierung ist befreiend

Etwas verfolgt viele Aktivist*innen, Anarchist*innen, Umweltschützer*innen, viele meiner Freund*innen. Es verfolgte auch mich. In unseren Subkulturen erzählen wir uns oft, dass es nicht da ist, dass wir es nicht sehen, nicht hören können. Unsere Wünsche für diese Welt verbieten es uns, es zu sehen. Trotz bester Bemühungen – kontinuierlichem Aktivismus, dem Aufbau von Bewegungen, einem angemessenem Leben als Ausdruck der eigenen Ethik – trotz alledem, nimmt das Gespenst für viele von uns Formen an. Das blasse Bild wird immer deutlicher, immer unvermeidbarer – bis einem das Gespenst ins Gesicht starrt. Genau wie bei vielen Ungeheuern aus den alten Märchen genügt ein Blickkontakt und mensch versteinert. Unfähig, sich zu bewegen. Von der Hoffnung verlassen, desillusioniert und inaktiv. Dieses Unwohlsein, das Versteinern, macht nicht nur die aktivistische Arbeit schleppend, ich konnte auch beobachten, wie es jede Facette des Lebens vieler meiner Freund*innen betraf.

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