Zementfabrik an der A69 brennt

Cambounet-le-Sor (Tarn) 21. Oktober 2023

Demonstration gegen die Autobahn A69: Warum die angegriffenen Unternehmen nicht zufällig ausgewählt wurden.

La Dépêche, 21. Oktober 2023

Obwohl die Demonstration gegen die Autobahn A69 Castres-Toulouse am Samstag, den 21. Oktober, weitgehend friedlich verlief, kam es am Rande des offiziellen Demonstrationszuges zu mehreren bemerkenswerten Zwischenfällen. Insbesondere wurden zwei Unternehmen ins Visier genommen: eine Zementfabrik und ein Bauträger, sowie eine Tochtergesellschaft eines örtlichen Unternehmens für öffentliche Arbeiten.

Als sich der offizielle Demonstrationszug in Bewegung setzte, nahmen mehrere hundert Demonstrant:innen eine andere als die von der Präfektur genehmigte Route. Von La Crémade aus durchquerten sie das regionale Naturschutzgebiet und gelangten auf der Höhe von Cambounet-le-Sor, einer Gemeinde, in der mehrere Unternehmen ansässig sind, auf die RN126.

Dort gelang es den Demonstranten, zwei 900 m voneinander entfernte Standorte zu stürmen: die Zementfabrik Carayon und den Immobilienentwickler Bardou Promotion. Auf dem Gelände des Zementwerks wurden eine Baracke, drei Betonmischfahrzeuge und eine Baumaschine in Brand gesetzt. Auf dem zweiten Gebäude wurden die Fenster von dem Gebäude eingeworfen und die Zäune niedergerissen. Die Demonstrant:innen zogen sich anschließend sofort wieder in das Protestcamp zurück.

Sowohl die benutzte Route als auch die Vorgehensweise lassen auf einen geplanten Überfall schließen. Außerdem sind beide Unternehmen als Subunternehmer von Atosca an der Baustelle der Autobahn A69 beteiligt. Der Betreiber hatte sie kürzlich als Beispiel angeführt: „Heute arbeiten an der A69 rund 40 Unternehmen aus allen Gewerken mit über 700 Mitarbeitern. Mehr als zwanzig dieser Unternehmen sind lokale Unternehmen (Bardou, Cazal, Chausson-Carayon, GPT Gannac…)“. erklärte Atosca in seiner Pressemitteilung vom 17. Oktober.

Die 1938 in Viane gegründete Zementfabrik Carayon verfügt über mehrere Betonwerke, die hauptsächlich im Departement Tarn angesiedelt sind. Sie betreibt Steinbrüche und liefert Fertigbeton und Betonblöcke. Bardou Promotion ist ein Ableger der Firma Bardou Travaux publics, einem mittelständischen Familienunternehmen mit 25 Beschäftigten, das Erschließungsarbeiten, Netzwerke, Siedlungen und Abrissarbeiten durchführt.


Demonstration gegen die A69: Fanfaren, ein Feuer und die Anfänge einer ZAD

Le Parisien, 21. Oktober 2023

Am frühen Morgen auf der N 126 zwischen Toulouse (Haute-Garonne) und Castres (Tarn), wenn verschlafene Baumaschinen und erdbedeckte Grundstücke von den laufenden Bauarbeiten erzählen, sind die Ordnungskräfte bereits weitgehend mobilisiert. An diesem Samstag, dem 21. Oktober, kontrollieren sie alle Fahrzeuge, die in Saïx am Ort La Crémade im Departement Tarn zusammenlaufen.

Dies ist der Ausgangspunkt der Versammlung „Ramdam sur le Macadam“, die das ganze Wochenende über Gegner des Autobahnprojekts A 69 mobilisieren soll. Dieses etwa 50 km lange Asphaltband wird von lokalen Abgeordneten unterstützt, um die Region zu erschließen, und von Umweltverbänden angeprangert.

Die staatlichen Stellen befürchteten, dass 300 gewaltbereite Personen anwesend sein würden, und verstärkten die Sicherheitsvorkehrungen. Dennoch herrscht am Ort der Demonstration am Vormittag eine eher festliche Stimmung. Mit dieser neuen Veranstaltung, sechs Monate nach der Versammlung „Sortie de route“, setzen La Voie est libre, die Confédération paysanne, die Soulèvements de la Terre, die Groupement national de surveillance des arbres und Extinction Rebellion ihre gemeinsame Front gegen das Projekt fort, das sie als „zerstörerisch“ bezeichnen.

„Es findet auf Land statt, das vor einigen Monaten abgeerntet wurde, auf Land, das nie wieder bewirtschaftet werden kann, weil es unumkehrbar ist. Die Ernährungssouveränität sollte eine Priorität sein“, versichert Laurence Marandola von der Confédération paysanne.

Ihnen schlossen sich unter anderem Wissenschaftler wie Irénée Frérot vom CNRS, die Ökonomin Geneviève Azam von der Attac-Bewegung oder die Umweltaktivistin Camille Étienne an. „Es ist ein Symbol für das, worauf wir verzichten müssen. Es ist ein Verzicht, der uns rettet. Es wird kriminell, sie weitermachen zu lassen, zumal dieses Projekt antidemokratisch ist“, versicherte sie.

Insgesamt waren es nach Angaben der Organisatoren mehr als 9.500 Personen, nach Angaben der Präfektur 4.900 – 2.400 Demonstranten im Hauptzug und 2.500 gewaltbereite Personen -, die bereit waren, zu einem mehrere Kilometer langen Marsch aufzubrechen. Bei strahlendem Sonnenschein verteilten sich die Demonstranten in sechs Züge auf unterschiedlichen Strecken. Hinter blauen Fahnen und den Traktoren der Confédération Paysanne setzte sich ein langer Konvoi in Richtung Castres in Bewegung, begleitet von den Klängen der Batucadas, einer brasilianischen Blaskapelle, und Slogans wie „Mehr Schwalben, weniger Geier“, „Kein Spaß mit diesem 69er“.

Da andere kleinere Gruppen in entgegengesetzte Richtungen gingen, bedauerte die Präfektur des Departements Tarn, „dass die Organisatoren ihre Verpflichtungen hinsichtlich der Route nicht vollständig eingehalten haben“, da nur ein einziger Demonstrationszug der vereinbarten Route gefolgt war. Wenige Minuten später gaben die staatlichen Stellen bekannt, dass zwei Polizisten von Demonstranten verletzt worden waren. Im Laufe des Tages waren fünf Personen festgenommen worden.

Der „violette“ Finger transportierte eine seltsame Konstruktion. Auch wenn seine Verwendung noch nicht geklärt ist, wurde es auf einem enteigneten Grundstück in der Ortschaft La Crémade errichtet. Mit dieser Eisenkonstruktion, die mit Holzplatten verkleidet ist, haben die Demonstranten die „Cremzad“ ins Leben gerufen, eine ZAD, die von Dauer sein soll.

Kurz vor 15 Uhr brach auf dem Gelände der Zementfabrik Carayon in der Gemeinde Soual ein Feuer aus. Vor dem Eingang abgelegte Betonblöcke verzögerten den Einsatz der Feuerwehr. Gebäude wie Betonmischfahrzeuge wurden in Brand gesetzt. „Es waren tatsächlich Demonstrationszüge mit verschiedenen Aktionen und unterschiedlichen Strecken und Zielen geplant. Eine Gruppe beschloss, die Zementfabrik eines Unternehmens zu stürmen, das als Auftragnehmer für die Baustelle der A69 fungieren wird“, so die Organisatoren.

Kurz darauf wurde 500 Meter entfernt das Gelände der Firma Bardou Promotion von einer Gruppe von Personen gestürmt. Joël Bardou, Chef der von seinem Vater 1965 gegründeten Firma, konnte nur noch den Schaden feststellen. „Sie haben die Zäune durchbrochen und fenster eingeschlagen. Zum Glück hatten wir zwei sehr effiziente Wachleute, sonst wäre alles in Flammen aufgegangen“, antwortet er uns und macht sich Sorgen darüber, was danach passieren könnte: „Wir arbeiten für NGE, also gefällt ihnen das zwangsläufig nicht.“ Der öffentliche Baukonzern NGE, der am Kapital des Konzessionärs beteiligt ist, ist auch derjenige, der die Arbeiten an der künftigen Autobahn durchführen soll.