Hamburg 14. Juni 2025
Betr.: Kühnes Opernhaus in Hamburg
Kein Opernhaus auf dem Baakenhöft!
Keine Ruhe den Profiteur_innen von Kolonialismus und Nationalsozialismus – sie müssen bezahlen!
Wir haben in der Nacht vom 13. auf den 14.6.2025 zwei Autos von Karl Gernandt, dem Handlanger von Milliardär Klaus Michael Kühne in Hamburg, abgefackelt.
Im Februar 2025 machten die Kühneholding, die Kühnestiftung und der Hamburger Senat auf einer Pressekonferenz ihre Pläne für ein neues Opernhaus in Hamburg öffentlich: Die Stiftung des Multimilliardärs Klaus Michael Kühne hat eine Gesellschaft gegründet, gemeinsam mit der Stadt Hamburg und der Oper Hamburg als Minderheitsgesellschafterinnen, die den Auftrag hat, den Neubau eines Opernhauses auf dem Baakenhöft im Hamburger Hafen zu realisieren.
Die Stadt Hamburg stellt und erschließt das Grundstück, die Kosten dafür sollen bei 147,5 Millionen Euro gedeckelt werden. Die restlichen Kosten, bisher sind 300 bis 350 Millionen Euro kalkuliert, übernimmt Kühne. Da schon jetzt klar ist, dass es am Ende zu gigantischen Kostensteigerungen kommen wird, kündigte Kühne gleich an, auch bis zu einer Milliarde Euro in das Projekt fließen zu lassen. Klaus Michael Kühne begründete sein „Geschenk“ damit, dass Hamburg als „weltoffene, international bedeutende und kulturell führende Stadt“ ohne ein Opernhaus von hohem internationalen Rang nicht komplett sei. Die Fertigstellung ist für 2032 bis 2035 geplant. Für die Kühneholding war ihr Präsident Karl Gernandt auf der Pressekonferenz anwesend, der das Projekt zuvor mit dem Hamburger Senat ausgehandelt hatte. Gernandt, dessen familiäre Wurzeln im feinen Hamburger Westen liegen, ist seit vielen Jahren Kühnes Manager für besondere Aufgaben.
Der Baakenhöft, den Kühne, Gernandt und der Hamburger Senat als Standort für die neue Oper auserkoren haben, liegt in Sichtweite der neuen Hafencity und ist geschichtsträchtig. Von hier starteten vor über 100 Jahren die Schiffe mit mehr als 14.000 deutschen Soldaten für ihren Vernichtungskrieg gegen die Ovaherero und Nama in der damaligen Kolonie „Deutsch-Südwest-Afrika“. Es handelte sich, wie ein Historiker sich ausdrückte, um eine „strategische Drehscheibe der Kolonialgenozid-Gewinnler“. Seit vielen Jahren kämpfen Aktivist_innen der Black Community und aus antikolonialen Initiativen für einen Erinnerungsort und ein Dokumentationszentrum an dieser Stelle.
Doch die Stadt Hamburg handelt nach dem von Herrschaftsseite favorisierten Prinzip: erst kommt das Geld, dann kommt die Moral. Zuerst werden die Interessen von Investor_innen und Kapital bedient, wird der „Wert“ der Hansestadt als Wirtschaftsstandort und Tourismusmagnet gesteigert, und dann wird noch ein Erinnerungsörtchen eingerichtet, um mit whitewashing das Renommee der Stadt als aufrichtige Verfechterin von Erinnerungskultur aufzupolieren. Wie weit der Stadt ihr „antikoloniales Engagement“ abgenommen werden kann, zeigen dagegen ihre ungebrochene Wertschätzung für den Kolonialverbrecher Hagenbeck, dem Erfinder von sogenannten Völkerschauen, oder die Pflege des gigantischen Bismarckmonuments in St. Pauli, das gerade erst für 10 Millionen Euro renoviert wurde. Anfang der 2000er Jahre versuchte der Hamburger Senat, einem der berüchtigsten Sklavenhändler seiner Zeit, Schimmelmann, ein Denkmal im Stadtteil Wandsbek zu errichten, was nach Protesten und Widerstand wieder entfernt werden musste.
Nun also Baakenhöft. Für die Transformation der Hafenindustriefläche in einen weiteren Tourismushotspot a la Elbphilharmonie und Bespaßungsarena für reiche Opernliebhaber_innen aus aller Welt, reicht der Hamburger Senat ausgerechnet Klaus Michael Kühne die Hand, dessen Vater und Onkel durch Geschäfte mit den Nationalsozialist_innen reich wurden. Ihre Spedition Kühne und Nagel organisierte die sogenannte M-Aktion der Nazis („Möbelaktion“). Die Haushalte von 70.000, andere Quellen sprechen von bis zu 250.000 Jüd_innen, die zuvor in die Vernichtung deportiert worden waren, wurden von Kühne und Nagel ausgeräumt und die Möbel und Haushaltsgegenstände aus den von den Nazis besetzten Gebieten ins deutsche Reich transportiert. Auf sogenannten Judenauktionen, zum Beispiel auf der Hamburger Veddel oder im Bremer Weserstadion wurde die Beute dann versteigert. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens 100.000 Hamburger Haushalte sich an diesen Auktionen beteiligt haben.
Und nicht nur an der „M-Aktion“ verdienten die Kühnes gut. Für den „Einsatzstab Rosenberg“ schaffte die Spedition Kühne und Nagel gestohlene Kunstwerke aus ganz Europa nach Deutschland. Nachdem 1933 der jüdische Teilhaber Adolf Maass aus der Firma gedrängt worden war (er wurde 1944 in Auschwitz ermordet), stand einer Ernennung der Spedition zum „nationalsozialistischen Musterbetrieb“ 1937 nichts mehr im Weg. Historiker_innen bescheinigen der Familie Kühne „Leichenfledderei und Nähe zum Massenmord“. Nach 1945 schnell „entnazifiziert“, ging es mit der Spedition Kühne und Nagel wirtschaftlich steil weiter nach oben. Der Firmensitz wurde in die Schweiz verlegt, um die im Mitbestimmungsgesetz verankerten Arbeitnehmer_innenrechte auszuhebeln. Kühne und Nagel entwickelte sich zu einer der weltweit größten Speditionen, ein Großkunde ist bis heute die Bundeswehr. Klaus Michael Kühne erwarb in den letzten Jahrzehnten große Anteile an der Lufthansa und Hapag Lloyd, der fünftgrößten Containerreederei der Welt, die ihm jedes Jahr Milliardengewinne bescheren. In Kühnes Auftrag saß Karl Gernandt hier überall in den Aufsichtsräten, um dessen Interessen dort zu vertreten. Dass Lufthansa und Hapag Lloyd zu den größten deutschen Klimakillern gehören, führen wir hier nicht weiter aus.
Klaus Michael Kühne, mittlerweile eine der reichsten Personen in Europa, gefällt sich in der Rolle des freigiebigen Mäzens. Er finanziert die Salzburger Festspiele, er spendete für die Elbphilharmonie, und kreierte das Hamburger Literaturfestival „harbour front“. Als dort mehrere Schriftsteller_innen die Rolle der Familie Kühne im NS thematisierten, zog er sich dann schnell wieder zurück. Aber vor allem ist Kühne ein Geschäftsmensch. Sein Geld lässt er in alle Richtungen fließen: in den HSV, in eine eigene Logistikuniversität in der Hafencity, in einen Luxushotelneubau an der Außenalster,… und manchmal verzockt er sich dabei auch ordentlich, wie zum Beispiel bei seinem Einstieg in die Immobilienprojekte von René Benkos „Sigma Prime“ und dessen Elbtower-Ruine. Jedenfalls führt in Hamburg seit vielen Jahren kaum ein Weg an Kühne und seinem „Stadthalter“ Karl Gernandt vorbei. Und deshalb war es auch mal dringend an der Zeit, den beiden zu zeigen, was wir von ihnen halten.
Übertragung der gesamten Vermögen von Klaus Michael Kühne, seiner Kühneholding und Kühnestiftung und von Karl Gernandt an die Nachkommen der Opfer des deutschen Kolonialismus und Faschismus!
Übergabe aller Luxusimmobilien von Kühne und Gernandt an Geflüchtete: das Hotel Fonteney, das Hotel auf Mallorca, ihre Villen am Zürichsee, in Othmarschen und an der Elbchaussee!
Kein Opernhaus am Baakenhöft! Kühne und Gernandt mit Benko, Musk und Musik auf den Mars (tolles Ambiente da)!
Gegen die Welt der Reichen! Hamburg (imperial, misogyn, rassistisch, neokolonial) muss sterben, damit wir leben können!
Switch off the system of destruction!
Kraft für Maja im Hungerstreik!
Freiheit für alle Gefangenen aus der revolutionären Linken!
übernommen von indymedia
Presse:
Im Kühne-Umfeld: Brandanschläge auf Autos von Top-Managern in Hamburg
Der erste Anschlag ereignete sich in der Nacht zu Samstag im Hamburger Stadtteil Flottbek: Auf dem Anwesen von Karl Gernandt (64), Präsident der Kühne Holding AG und enger Vertrauter des Hamburger Großinvestors, gingen zwei Fahrzeuge in Flammen auf, heißt es in einer Mitteilung des Hamburger Tagesjournals.
Wenige Stunden später tauchte auf der linksextremen Plattform Indymedia ein Bekennerschreiben auf: Die mutmaßlichen Täter bezeichnen Gernandt als „Handlanger“ von Kühne und wettern gegen dessen geplantes Opernhaus auf dem Baakenhöft in der Hafencity. Das Prestigeprojekt wird durch Kühnes Stiftung finanziert.
Allerdings soll Gernand dort derzeit nicht wohnen, und es handelte sich bei dem Anschlag nicht um seine Autos, meldete das Abendblatt.
Tag24