Amsterdam 29. Dezember 2024
Zwei Kräne bei Damen Oranjewerf, Amsterdam (Niederlande), sabotiert
In einer kürzlich gehaltenen Rede warnte NATO-Chef Mark Rutte, dass „wir nicht auf das vorbereitet sind, was in vier bis fünf Jahren auf uns zukommt“, und dass Europa „sich auf den Krieg einstellen und die Produktion von Verteidigungsgütern und die Verteidigungsausgaben hochfahren“ müsse. Während sich die NATO auf den kommenden Krieg vorbereitet, verdienen Rüstungsunternehmen weltweit Millionen mit dem Krieg, der bereits begonnen hat, und Millionen von Migranten fliehen vor aktuellen und vergangenen Kriegen.
Als Anarchist*innen müssen wir uns fragen, wie wir heute und morgen handeln werden. Werden wir uns im Internet über den neuesten Skandal beschweren oder uns jenen anschließen, die im Kreis marschieren und die Politiker um Krümel anbetteln; um etwas zu tun, irgendetwas, außer diese Geschäftemacher des Todes zu finanzieren? Oder werden wir die Dinge selbst in die Hand nehmen? Organisieren wir gegenseitige Hilfe für diejenigen, die durch Konflikte, Klima und Wirtschaft vertrieben wurden? Blockieren und sabotieren wir die Rüstungskonzerne, die Krieg, Kolonialismus und Völkermord überhaupt erst möglich machen. Am ersten Weihnachtstag haben sich einige Anarchist*innen für Letzteres entschieden.
Einbruch in das Schwimmdock der Oranjewerf in Amsterdam, das Damen gehört, und Sabotage von zwei Kränen durch Zertrümmern der Computerkonsolen und Joysticks. Damen ist ein niederländisches Schiffbau- und Reparaturunternehmen, das mehr als 30 Werften besitzt und in 120 Ländern der Welt tätig ist. Das Unternehmen stellt sowohl Handelsschiffe als auch Militärschiffe und Patrouillenboote her, die vom Grenzschutz vieler Länder eingesetzt werden.
Damen hat Militärschiffe für viele verschiedene Marinestreitkräfte in der ganzen Welt entworfen und exportiert, darunter auch für die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind Teil der von Saudi-Arabien angeführten Länderkoalition, die im Jemen einen Krieg gegen die Houthis geführt hat, in dem über 150.000 Menschen getötet wurden. Weitere 227.000 Menschen starben aufgrund von Hungersnöten und unzureichender medizinischer Versorgung, die zum Teil auf die Seeblockade der saudischen Koalition zurückzuführen ist. An dieser humanitären Katastrophe waren mit ziemlicher Sicherheit auch Schiffe beteiligt, die von Damen gebaut oder entworfen wurden.
Damen profitiert von der zunehmenden Militarisierung der Länder rund um den Globus. Zum Beispiel durch die Song Cam Werft, ein Joint Venture mit einem vietnamesischen Partner, unweit der chinesischen Grenze und in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers der vietnamesischen Marine in Hai Pòng. Damen hat bereits vier große Überwasserschiffe vom Typ Sigma an die vietnamesische Marine verkauft. Die Schiffe werden mit Raketen des europäischen Raketenherstellers MBDA und drei italienischen Oto-Melara-Kanonen ausgestattet und mit Sensoren, Feuerleit- und Kampfführungssystemen von Thales Netherlands versehen. Diese Werft ist eine der größten der Damen-Gruppe und befindet sich in der Nähe des Südchinesischen Meeres, einer Region, die ständig in den Nachrichten präsent ist, da die USA, China und ihre Stellvertreter ihre Muskeln spielen lassen und Politiker Angst vor einem dritten Weltkrieg schüren. Mit jedem Schritt in Richtung Krieg scheffelt Damen immense Gewinne.
Außerhalb des Bereichs der Marine stellt das Unternehmen Damen eine Reihe von Schiffen für das Netz von Unternehmen bereit, die der Ölindustrie beim Personaltransport und bei Offshore-Aktivitäten wie dem Bau von Plattformen und der Verlegung von Rohren in Nigeria dienen. Shell und andere Ölfirmen haben das Nigerdelta verwüstet, und Söldner, Milizen und der Staat haben zahllose Demonstranten und Aufständische ermordet, die ihr Gebiet aus dem neokolonialen Griff der Ölkonzerne befreien wollten. Natürlich beliefert Damen auch die nigerianische Marine mit kleinen Schiffen wie dem LST-100, das für den Transport von 235 Soldaten geeignet ist, über Bug- und Heckrampen verfügt, die 70 Tonnen tragen können (knapp unter dem Gewicht eines Kampfpanzers), und in der Lage ist, kleinere Schiffe und (gepanzerte) Fahrzeuge zu transportieren, Hubschrauber sowie Boden- und Luftdrohnen zu entern. Diese Boote werden bei Anti-Piraterie-Operationen eingesetzt, die dem Schutz der Ölindustrie dienen.
Wenn Menschen versuchen, vor dieser von europäischen Staaten und Unternehmen durch Kolonialismus und Krieg angerichteten Verwüstung zu fliehen, um in Europa Zuflucht zu suchen, werden sie häufig von der Küstenwache oder dem Grenzschutz in von Damen gebauten Schiffen abgefangen. Die Damen-Gruppe beliefert Marokko, Tunesien und das Vereinigte Königreich mit Schiffen, die für die Patrouille an den Außen- und Binnengrenzen der Festung Europa eingesetzt werden. Sie beliefern auch die libysche Küstenwache, die dafür bekannt ist, dass sie Migranten und Such- und Rettungsschiffe gewaltsam abfängt und manchmal auch beschießt. Damen profitiert an allen Fronten: von der Industrie und dem Abbau von Ressourcen, die oft zu Kriegen führen, vom Krieg selbst und von den Folgen, wenn Menschen versuchen zu migrieren, indem sie Industrie- und Militärschiffe weltweit an den Meistbietenden verkaufen.
Am 24. und 25. Juni findet in Den Haag der jüngste NATO-Gipfel statt, auf dem Politiker, Militärs und Vertreter der Rüstungsindustrie zusammenkommen, um zu erörtern, wie man am effektivsten Krieg gegen den Rest der Welt führen kann. Dieser Gipfel wird von der größten Polizeiaktion in der Geschichte der Niederlande begleitet, an der die Hälfte der Polizeikräfte des Landes beteiligt ist. Die Polizei hat die Öffentlichkeit höflich gebeten, in dieser Zeit keine anderen Veranstaltungen zu organisieren, da ihre Kapazitäten bis an die Grenzen ausgereizt sein werden. Was haben Sie also vor?
Übernommen von indymedia.nl