Sardinien (Italien) 3. September 2024
Die Demonstranten sind der Ansicht: Hinter der grünen Fassade der erneuerbaren Energien verbergen sich wirtschaftliche Spekulationen, die die Umwelt zerstören.
Seit Monaten gibt es auf Sardinien Proteste gegen Windkraftanlagen, die in landwirtschaftlich genutzten Gebieten errichtet werden sollen. «Hinter der grünen Fassade der erneuerbaren Energien verbergen sich wirtschaftliche Spekulationen, die die Umwelt zerstören», sagen die Demonstranten laut dem Corriere dell’italianità.
Im Juli verabschiedete die Region Sardinien zwar ein Gesetz, das den Bau von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, insbesondere Windkraft- und Fotovoltaikanlagen, in den nächsten 18 Monaten verbietet. Trotzdem wurden kürzlich Komponenten von Windkraftanlagen vom Hafen Oristano in ein landwirtschaftliches Gebiet am Monte Linas gebracht, was zu Protesten führte. Der Präfekt bezeichnete die Komponenten als Teile für genehmigte Wartungsarbeiten, doch die Protestierenden sehen darin den Beginn eines neuen Bauprojekts, trotz des bestehenden Gesetzes.
Neuerdings begnügen sich die Demonstranten nicht mit Worten, sondern schreiten auch zur Tat. So wurde am 26. August ein Windrad in der Provinz Nuoro Ziel von Vandalismus, wie L’Indipendente berichtet. Unbekannte hätten die Bolzen gelöst, die das Windrad am Sockel befestigten. Das habe Panik ausgelöst und die Befürchtung, dass die Turbine nun durch den starken Wind umstürzen könnte.
Nur wenige Tage später, in der Nacht vom 29. auf den 30. August, wurde laut der Zeitung ein Anschlag auf einen noch im Bau befindlichen Windpark im Süden Sardiniens verübt. Unbekannte hätten dort Schutzplanen angezündet, die drei Windräder abdeckten, vermutlich mithilfe von Plastikflaschen, die mit brennbarer Flüssigkeit gefüllt waren. Das Feuer habe die Planen vollständig zerstört und die Windräder verrußt hinterlassen. L’Indipendente erläutert:
«Diese beiden Vorfälle scheinen mit dem zunehmenden Widerstand der Bevölkerung gegen neue großangelegte Windkraftprojekte in Sardinien zusammenzuhängen. In der Region wurden 860 Projekte für neue Windparks zur Genehmigung vorgelegt, die Windräder mit einer Höhe von 240 Metern auf betonierten Fundamenten vorsehen, die größer als ein halbes Fußballfeld sind. (…) Im Juli begann ein dauerhafter Protest im Hafen von Oristano, der jedoch bald von den Behörden aufgelöst wurde. Zudem entstand im Landesinneren bei Cagliari die sogenannte ‹Rivolta degli Ulivi› [Aufstand der Olivenbäume], bei der Bürger gegen die zwangsweise Enteignung von Land, auf dem Windparks errichtet werden sollen, protestierten, indem sie Olivenbäume und andere Pflanzenarten pflanzten.»
Parallel dazu wurde gemäß L’Indipendente eine Unterschriftensammlung gestartet, um die Wind- und Solarparkprojekte in Sardinien zu stoppen, solange kein angemessener regionaler Energieplan vorliegt. Innerhalb weniger Tage seien über 10.000 Unterschriften gesammelt worden.
Quelle: transition-news