Switch Off Everything – Funkmasten sabotiert

Langenfeld, Erkrath, Hilden 31. Mai 2025

Bekennerschreiben Nr. 5

In den letzten 200 Jahren hat die industrielle Gesellschaft nie dagewesene Fähigkeiten erworben. Sie hat ihre absolute Unfähigkeit mit dieser Verantwortung umzugehen zweifelsfrei bewiesen, indem sie das sechste Massensterben eingeleitet hat, einen Vorgang, der möglicherweise alle anderen Aussterbeereignisse in der Geschichte des Lebens in den Schatten stellen könnte.

Dieses apokalyptische Zerstörungspotenzial manifestiert sich in Klimawandel, atomarer Bedrohung und vielen weiteren Schrecken, deren Auswirkungen wir bisher nur erahnen können. Gentechnik, Nanotechnik, Künstliche Intelligenz, Totalüberwachung und Geoengineering sind bloß einige davon. Es basiert auf der Kombination aus technologischen Fähigkeiten und dem Konkurrenzdruck, der zu ihrer Anwendung zwingt. Die verschiedenen Strömungen des etablierten politischen Spektrums haben sich ihrem Wesen gemäß zu dieser Kombination positioniert. Ihre Haltungen können hier zwar nur in sehr groben Zügen charakterisiert werden, dennoch soll der Versuch zum Zweck der Abgrenzung von ihnen unternommen werden.


Im rechten Weltbild hat Konkurrenz ihren festen Platz. Sie wird unter Konservativen und Liberalen wegen ihrer innovationsfördernden Eigenschaften überhöht; manche Rechtsextreme sprechen sogar unverhohlen von Selektion. Die rechte Strategie besteht folglich im Wesentlichen im Zusammenschluss zu einer möglichst starken Gruppe („Nation“, „Rasse“ etc.). Lediglich die Konkurrenz innerhalb der eigenen Gruppe soll auf das Nötigste begrenzt werden („Volksgemeinschaft“). Daraus folgt natürlich, dass Rechte gegen jede Vernunft Technologiefolgen wie Klimawandel leugnen müssen. In der Auseinandersetzung moderner Staaten kann schließlich nur bestehen, wer rücksichtslos von Technik Gebrauch macht. Dass selbsternannte Konservative das Verschwinden von traditionellen Werten und Lebensweisen betrauern, während sie zum Zwecke der Wettbewerbsfähigkeit und Wehrhaftigkeit fleißig in Technologie investieren, offenbart ihre Kurzsichtigkeit. Wenn am Rande des rechten Spektrums die fortschreitende Umweltzerstörung anerkannt wird, dient sie lediglich als Vorwand für intensiviertes Konkurrenzverhalten angesichts eines unaufhaltsamen Niedergangs.

Im linken Spektrum werden alle negativen Auswirkungen der Technologie kurzerhand dem Kapitalismus zugeschoben, der die Ursache der Konkurrenz sei. Teilweise wird sogar der wesentlich jüngere Neoliberalismus als Täter identifizert. Man gibt sich optimistisch, die Konkurrenzkämpfe auf der Erde beenden zu können, um dann die Wunder der Technologie friedlich zu nutzen, ja die Produktivkräfte sollen sogar noch „entfesselt“ werden. Nein Danke!

Ein flüchtiger Blick in ein Biologiebuch zeigt, dass die Konkurrenz nicht 40 oder 400, sondern über 3 Milliarden Jahre alt ist. Spätestens seit der kambrischen Explosion vor 540 Millionen Jahren gibt es eindeutige Belege. Ohne in vulgären Sozialdarwinismus zu verfallen muss anerkannt werden, dass sie ein fester Bestandteil des Lebens an sich ist. Diese Jahrmillionen alte Komponente aller lebenden Wesen soll nun wahlweise durch veränderte Eigentümerschaft an den Produktionsmitteln oder durch freundlichere Sprache (!) abgeschafft werden.

Unsere Kritik an den Linken ist nicht, dass sie versuchen, Konkurrenz durch Solidarität zu ersetzten! Das Problem ist, dass selbst geringfügige Rivalitäten die Beteiligten auf Dauer zur Ausschöpfung und Erweiterung der technologischen Machtmittel und damit in einen eskalierenden Teufelskreis drängen. Jegliche Bemühungen in diese Richtung werden also nur von kurzlebigem Erfolg gekrönt sein, solange die Technologiefrage ungelöst ist.

Ebenso schnell wie diese kläglichen Versuche beim Kontakt mit der Realität zerbrechen, ist auch der Schuldige gefunden – der Mensch ist eben schuld. Es braucht einen „neuen Menschen“, den Menschen der Zukunft! Darin sind sich sowieso alle einig; von links bis rechts, vom Träumer bis zur Zynikerin, vom New-Age Esoteriker bis zur Wissenschaftlerin, vom woken Naivling bis zum Tech-Bro, vom Eugeniker der Nazis bis zu den Roten Garden der Kulturrevolution, von Nietzsche bis Skinner, von Harari bis Kurzweil. Letztendlich geht es darum, den Menschen an die Bedürfnisse der sozialen Maschine anzupassen, also um Domestikation. Es geht um ein würdeloses Dasein als Rädchen im Getriebe.

Und tatsächlich ist auch unsere gegenwärtige Psyche (und unsere Körper!) das Resultat vergangener gewaltsamer Anpassungen. Die radikalen Veränderungen in unserem Bezug zur Zeit seit der Verbreitung von Uhren und elektrischem Licht und der damit verbundene Stress sind nur ein Beispiel. Wer sich nicht anpassen kann, findet sich schnell in einer psychiatrischen Klinik wieder. Da der steigende Wettbewerb zwischen den Staaten diese in der nahen Zukunft zu immer weitergehenden Kürzungen im Sozialsystem drängen wird, ist zu erwarten, dass es denen, die nicht anpassungsbereit oder -fähig sind, immer schlechter ergehen wird. Im Kontext zunehmender sozialer Kälte ist klar, welches Schicksal den „Nutzlosen“ droht.

Wir sagen: Lasst den Menschen wie er immer war, nur befreit ihn von der Maschinerie, über die er schon lange die Kontrolle verloren hat!

Als kleinen symbolischen Beitrag dazu haben wir Ende Mai an 3 Funkmasten in Langenfeld, Erkrath und zwischen den Industriegebieten „Auf dem Sand“ und „Hülsen“ in Hilden Brandsätze angebracht. Anders als bei unseren Aktionen im Januar diesen und letzten Jahres war in den Medien nichts davon zu lesen. Da in der Lokalpresse jede Woche mit großem Interesse über brennende Mülltonnen und zerstochene Autoreifen berichtet wird, kann das Fehlen der Berichterstattung klar auf polizeitaktische Erwägungen zurückgeführt werden.

Vielen Dank an alle, die unsere Texte verbreiten und übersetzen! Es bedeutet uns sehr viel.

Übernommen von de.indymedia.org