36 Transporter von Amazon und Telekom abgefackelt

Berlin 17. Juni 2025

Antimilitaristischer Angriff auf Militärkollaborateure Amazon und Telekom

Im Süden (Britz) sowie im Osten (Lichtenberg) Berlins kam es gestern Nacht zu Bränden an etlichen Transportern der Firmen Amazon und Telekom. Zäune und Kameras konnten die Antimilitarist*innen nicht aufhalten, diese beiden Militärkollaborateure zu attackieren. Beide Firmen profitieren immens von der globalen Militarisierung und den sich ausbreitenden Kriegen. Deswegen ist es richtig, sie zu sabotieren.

Statt Sektempfang gibt es unsererseits verkohlte Autowracks zur feierlichen Eröffnung des Amazon-Towers. Wir finden aber nicht nur dieses hässliche Hochhaus und seine Folgen für den Kiez zum kotzen, sondern auch alle anderen Machenschaften des Tech-Giganten und insbesondere seine aktive Beteiligung an Krieg und Genozid. Amazons Server und Cloud Services werden von den Israeli Defense Forces (IDF) zum Speichern der aus Massenüberwachung der palästinensichen Bevölkerung gewonnenen riesigen Datenmengen genutzt. Amazon ist mit seiner Tochterfirma Amazons Web Systems (AWS) ein Vertragspartner der IDF. 2021 unterzeichneten AWS, Google und Microsoft Verträge mit dem IDF, damit diese ihre Server nutzen können (Project Nimbus). Seit der israelischen Invasion und der daraus resultierenden vollständigen Zerstörung des Gazastreifens, benötigt der IDF eine weitaus größere Rechenleistung, um ihre militärischen KI-Programme (Lavender,Where’s Daddy?) anwenden zu können. Dafür werden vor allem die Server von AWS genutzt. Die Kooperation zwischen der IDF und AWS ist sehr eng und es finden Rücksprachen über einzelne Luftschläge statt. Das heißt, dass die sich vor unseren Augen abspielende Vernichtung und das Verhungern in Gaza, die geplante komplette Umsiedlung der Bevölkerung und die KI-basierte Massakrierung und Verstümmelung von hunderttausenden Menschen, darunter viele Kinder, auf den Servern von Amazon Web Services berechnet und gespeichert wird. Amazon ist aber auch an etlichen anderen Stellen militärisch aktiv: Zum Beispiel als wichtiger Vertragspartner der US-Armee und zuletzt als großzügiger Sponsor für King Trumps Militärparade am vergangenen Samstag in Washington. Staat und Kapital im Gleichschritt Richtung Faschismus.

Krieg, Militarisierung, Völkermord und genozidale, imperialistische Politik basieren heutzutage auf Hightech. Damit das staatliche und weltweite militärische System funktioniert, braucht es eine hochkomplexe technologische Infrastruktur. Diese wird in Deutschland durch die staatliche Telekom betrieben und ausgebaut. Kein Krieg funktioniert ohne Technologie und die Telekom profitiert massiv von der weltweiten Militarisierung. Die Telekom unterstützt die Bundeswehr bei der Cyberabwehr und bildet Soldaten in IT aus. Firmen wie die Telekom profitieren von der Aufrüstung, den 400 Milliarden-Paketen der Regierung für die „Kriegstüchtigkeit“ und der Wiedereinführung des Wehrdienstes. Genauso verdient die Telekom als IT-Austatter von Grenzbehörden, Polizei und Nachrichtendiensten am Krieg gegen Geflüchtete an den Außengrenzen Europas und der fortschreitenden Militarisierung im Inneren. Wir haben aber auch nicht vergessen, dass die Telekom als einer der größten Telekommunikations-Anbieter weltweit durch die Übernahme der griechischen Telefongesellschaft OTE im Rahmen der Troika-Maßnahmen als Profiteur der massiven Privatisierungswelle aus der Krise Griechenlands hervorging. Weshalb das Unternehmen dort wie hier schon oft Wut auf sich zog und Ziel von Angriffen wurde. Außerdem macht die Telekom durch T-Systems dicke Geschäfte mit der Firma Starlink des Tech-Faschisten Elon Musk. T-Systems bietet in den USA und anderen Ländern einen Service an, der mithilfe der tausenden Starlink-Satelliten im All SMS trotz Funklöchern versenden kann. Elon Musk ist nicht nur ein lupenreiner Faschist, er ist der reichste Mann der Welt, welcher mit seinen größenwahnsinnigen Projekten nicht nur die Erde, sondern auch das All und den Mars kolonisieren will. Im Wettrennen, welcher Macker mehr Satelliten und Macht hat, eifert ihm Amazon-Chef Jeff Bezos mit seinem Satelliten-Projekt Project Kuiper hinterher (bald 3.200 Satelliten). Diese beiden Firmen gleichen inzwischen nicht-staatlichen Imperien, welche auch militärisch immer mehr Bedeutung haben: So unterstützt Starlink nicht nur die Ukraine und Israel mit Daten bei ihren militärischen Angriffen – auch hat Musk die Macht, ebenjene Angriffe zu verhindern, indem er keine Starlinkdaten zu Verfügung stellt. Musk und Bezos sind somit mit ihren Firmengeflechten Technokraten, die nicht nur von Kriegen profitieren, sondern den Verlauf von diesen mittlerweile mitbestimmen können.

Wir denken, dass der Angriff auf Militärkollaborateure gestern wie heute richtig ist. Überraschend ist nicht, dass Antimilitarist*innen Militärfirmen angreifen, sondern dass nicht alle, welche die Kriege und Massaker verabscheuen, Militärfirmen angreifen. Überraschend ist nicht, dass Antimilitarist*innen den Krieg sabotieren wollen, sondern dass nicht alle, welche gegen die Militarisierung und Aufrüstung sind, selber Hand anlegen und abrüsten. Überraschend ist nicht, dass Leute von dem Genozid und Vernichtungskrieg in Gaza und der Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Westjordanland zutiefst betroffen sind, sondern dass sich die halbe Welt anscheinend daran gewöhnt hat, dabei zuzuschauen, wie eine rechtsradikale Regierung einen Völkermord begeht. Überraschend ist nicht, dass Menschen versuchen diesen Völkermord aufzuhalten, sondern dass so wenige versuchen, die Häuser, Firmen, Lagerhallen und Infrastrukturen niederzubrennen, die von diesem erbarmungslosen Blutbad profitieren und es ermöglichen.

Egal ob in Palästina, Kongo, Sudan, Ukraine oder Myanmar – es sind die Herrschenden, die von den Kriegen profitieren.

Die Sabotage und Revolte ist richtig, das Leben gegen den Militarismus und die Todestechnologien einzufordern ist richtig, genauso wie es richtig ist, den Antimilitarismus gegen Nationalismus zu beanspruchen und zu verteidigen.

Es ist richtig, das Leben von jedem Militarismus und Krieg, von Staat und Patriarchat zu befreien.

Gegen jeden Krieg, gegen jedes Militär.

Liebe & Kraft für Maya im Hungerstreik und alle anderen Gefangenen im Budapest-Verfahren, für Nanuk, Daniela, und die Anarchist*innen N und M.

Eine Umarmung und feurige Grüße nach Athen wo Marianna, Dimitra, Dimitris, Nikos und AK im Knast von Korydallos Gefangen gehalten werden.

In kämpferischer Erinnerung an Kyriakos Ximitri


Presse:

Bekennerschreiben nach Brandanschlag in Berlin aufgetaucht

In der Nacht zu Dienstag sind in Berlin 35 Lieferwagen ausgebrannt – erneut traf es unter anderem Amazon. Nun wurde ein Bekennerschreiben veröffentlicht.

Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf Dutzende Firmentransporter von Amazon und Telekom in Berlin ist am Dienstag ein Bekennerschreiben veröffentlicht worden. In dem Text auf der Online-Plattform Indymedia erklären die Verfasser*innen, mit ihren Taten „Militärkollaborateure“ sabotieren zu wollen.

Sie werfen Amazon eine „aktive Beteiligung an Krieg und Genozid“ in Gaza vor und berufen sich dabei auf Medienberichte, wonach die israelische Armee Server der Amazon-Tochter AWS nutzt, um Überwachungsdaten über die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen zu speichern und zu verarbeiten.

Wenig begeistert zeigen sich die Ver­fas­se­r*in­nen zudem vom am Montag eröffneten Amazon-Tower an der Warschauer Brücke in Friedrichshain. Man finde das „hässliche Hochhaus und seine Folgen für den Kiez zum Kotzen“, heißt es.

Auch die Telekom wird dem „staatlichen und weltweiten militärischen System“ zugerechnet. Das Unternehmen profitiere „massiv von der weltweiten Militarisierung“, schreiben die Verfasser*innen.

Anzeichen für eine Serie

In der Nacht zu Dienstag waren auf einem Gelände im Berliner Ortsteil Britz 18 Amazon-Transporter ausgebrannt; nahezu zeitgleich brannten im Ortsteil Lichtenberg 17 Fahrzeuge der Telekom. Wie die Berliner Feuerwehr mitteilte, gingen die Notrufe gegen 3 Uhr nachts ein. Rund 100 Einsatzkräfte löschten die Brände. Verletzte gab es keine. Die Polizei geht von einer politischen Motivation aus, weswegen der Staatsschutz ermittelt.

Erst vor einer Woche waren in Schönwalde-Glien im Brandenburger Landkreis Havelland mehr als 20 Lieferwagen eines Versanddienstleisters ausgebrannt. Zudem hatte es am 1. Mai einen mutmaßlichen Brandanschlag auf 16 Amazon-Transporter in Berlin-Wittenau gegeben. Wenig später war ein Bekennerschreiben aufgetaucht, in dem weitere Taten angekündigt wurden.

Die Polizeigewerkschaft GdP teilte am Dienstag mit, die Brandanschläge der vergangenen Nacht reihten sich „nahtlos“ ein in die „immer wieder aufkeimenden Schwachsinnstaten“ gegen derartige Unternehmen. „Am Ende des Tages sind und bleiben es schwere Straftaten“, so der Vizevorsitzende des Berliner Landesbezirks Thorsten Schleheider.

Taz